ALL IN ALL

Gruppenausstellung mit:
Eva Schaeuble, Werner Schmidt, Daniel F. Schlemme
Gabi Streile, Markus Strieder, Sati Zech

Opening: Freitag, 12.04.24, 19h
Laufzeit: 13.04. - 25.05.2024

Kurator: Werner Schmidt
Einführung: Dr. Dieter Ronte

DE

Es geht um die Gegenwart. Um nicht weniger als die Verschiebung des Raums im Jetzt. Darum geht es im Werk von Friedrich Daniel Schlemme. Damit passt es so ganz in unsere unsichere Zeit: Diese verschobenen, „getwisteten“ Skulpturen verunsichern, bringen den Betrachter ins Wanken. Seine Wandreliefs, Skulpturen und Zeichnungen präsentieren eine verbogene Welt, die schwer einzuordnen ist. Diese Artefakte entstammen verschiedenen Sphären: Sie sind industriell konnotiert, lassen aber auch an Architektur, Modellbau oder Möbeldesign denken. Sie entstehen aus Materialien wie Holz, Papier, Edelstahlohr und Spiegeln aus Plexiglas – und stellen neue Realitäten dar.

Das verunsichernde Element in dieser aufwändig hergestellten Kunst ist groß – sie spannt eine Linie von Design-Ideen der Avantgarde bis in die Jetztzeit. Doch sind diese Objekte gänzlich dysfunktional. Es sind ambivalente Figuren, die uns rätseln lassen. Welche Aufgabe könnten sie haben? Doch sind sie reine Produkte der künstlerischen Phantasie.

Werner Schmidts Medium ist die Malerei. Diese, obzwar abstrakt, steht stets in einem inneren Zusammenhang mit Erlebtem – oder Gelesenem. Wie etwa das erste Kapitel aus „Ulysses“ von James Joyce – in Schmidts Werk ist eine Vielschichtigkeit, welche die Sinne anregt. Kunst wird hier, das scheint wichtig, als ureigener, freier Kosmos präsentiert. Auch hier ist es das Mehrdeutige, das den Betrachter fasziniert.

Diese so hintergründige, in der Koloratur zurückgenommene Kunst aus Farbfeldern – oft sind es Diptychen oder Triptychen – versteht sich als eine Bereicherung des Alltags. Gerade weil sich diese Malerei dem Alltag entzieht. „Alles ist Landschaft – wenn kein Gegenstand den Blick verstellt“, sagt der Künstler (der auch Kurator dieser Ausstellung ist) und schafft geistige Werke der Malerei.

Auch Gabi Streile ist Malerin. Ihr Werk umfasst die Themen Landschaft und Pflanzenstillleben. Ihre pastose, expressive Malerei lebt stark aus der Farbigkeit heraus. Blumen und Blüten, Gemüse oder ein Fisch, grüne Landschaften am Rhein, kleines oder großes Format: Diese Malerei hat eine enorme Energie und Kraft, die sie auch aus der langen kunsthistorischen Tradition speist. Aber mehr noch: Es ist ein starker Sog in dieser Kunst, eine starke Freiheit, eine starke Energie, die aus der Natur, aus dem Leben selbst stammt, die aber auch nach dem Übernatürlichen, Metaphysischen strebt.

Eva Schaeubles Werk umfasst die Medien Malerei, Zeichnung und Keramik. Ihre Kunst ist ungemein phantastisch und steht ebenfalls ganz deutlich in kunsthistorischer Tradition. So taucht etwa Edouard Manets Modell Victorine Meurent immer wieder in der Bildwelt von Schaeuble auf. Ihr keramisches Werk – das auch inspiriert ist von etruskischer Keramik – ist von einer technischen Brillanz als auch von einem überbordenden Phantasiereichtum 

„In diesen Gemälden lagern sich Träume und Inspirationen wie Sedimente ab, wachsen zu einer fragenden, langen Erzählung zusammen über die Sehnsucht“, schreibt Kirsten Claudia Voigt über dieses mythische Werk voller Geschichte und Geschichten. Schaeuble realisiert auch große Kunst-am-Bau-Projekte aus Keramik, wie etwa die Hauptwand eines Schulneubaus in Karlsruhe, die in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Majolika Manufaktur Karlsruhe geschaffen wurde.

Auch Sati Zech arbeitet mit verschiedenen Medien. Zeichnungen und Malereien formen Objekte, werden plastisch in diesem Werk. Die Farbe Rot ist zumeist präsent, ein feuriges Rot. Sind es Landschaften oder Notationen? Diese gleichsam musikalische Kunst hat Rhythmus und eine Kraft, die auch aus der Auseinandersetzung mit außereuropäischer Kunst herrührt. Das Zeichenarsenal der Künstlerin wiederholt sich – und gerade darin liegt die Eindringlichkeit.

Es entstehen auch magisch-sinnlich anmutende Objekte aus Metallgewebe, schwarzem Leder, Terrakotta oder Leinwand – auch hier finden wir eine reduzierte Farbigkeit aus Schwarz, Rot und Weiß. „Das große Zittern“ heißt eine Arbeit aus dem Jahr 2020/21 – diese Kunst ist von einer Direktheit, welche die Betrachter schnell in ihren Sog zieht.

Markus F. Strieders plastisches, geschmiedetes und gewalztes Werk besticht durch seine Poesie und Kraft. Seine Tuschezeichnungen und Stahlplastiken haben eine Ruhe und Sinnlichkeit, die auch seinen Linienskulpturen der Werkgruppe „Lovelines“ innewohnt. Als Verdichtung von Ideen und Material versteht der Künstler sein Werk, bei dem sich Archaik und Verspieltheit auf ungewöhnliche Weise treffen. Seien es seine kleinen Kreiselformen oder die schweren, monumentalen Skulpturen: Dieser Weg in der Skulptur ist einzigartig. Seine Arbeiten aus massivem, geschmiedetem Stahl haben zum Teil eine erstaunlich leichte Anmutung.

Alles zusammen, All In All, formt sich ein Bild einer Generation von Künstlern und Künstlerinnen, die allesamt um die 70 Jahre alt sind und auf dem Höhepunkt ihres Schaffens stehen. Die von Werner Schmidt kuratierte Gruppenausstellung bringt Positionen aus Südbaden, Karlsruhe, Berlin und Frankreich zusammen, verbindet Künstler, die sich zum Teil schon viele Jahre kennen und schätzen. Dabei formt sich in der Betrachtung ein Bild einer Generation, die in den 1970er und 1980er Jahren studiert hat  und deren innovative Ansätze bis heute faszinieren, ja berauschen.

Der Kurator versteht die Ausstellung als Rauminstallation: „Die Werke kommen von unten, von der Wurzel, von oben, aus dem Himmel, aus der Wand und aus der Mitte des Raumes. Sowohl architektonisch, als auch emotional, psychisch und geistig, aus allen Richtungen und Sphären …“ Wir laden Sie ein, diese furiose Vielfalt in der Galerie Ruppert zu entdecken!

Text: Marc Peschke

EN

It's about the present. About nothing less than the displacement of space in the now. This is what Friedrich Daniel Schlemme's work is about. This makes it a perfect fit for our uncertain times: these displaced, "twisted" sculptures unsettle the viewer and cause them to waver. His wall reliefs, sculptures and drawings present a twisted world that is difficult to categorise. These artefacts originate from different spheres: They have industrial connotations, but are also reminiscent of architecture, modelling or furniture design. They are created from materials such as wood, paper, stainless steel tubing and Plexiglas mirrors - and represent new realities.

The unsettling element in this elaborately produced art is great - it spans a line from avant-garde design ideas to the present day. Yet these objects are entirely dysfunctional. They are ambivalent figures that leave us puzzled. What function could they have? Yet they are pure products of the artistic imagination.

Werner Schmidt's medium is painting. Although abstract, it always has an inner connection with what he has experienced - or read. Like the first chapter of "Ulysses" by James Joyce, for example - there is a complexity in Schmidt's work that stimulates the senses. Art is presented here, and this seems important, as an original, free cosmos. Here, too, it is the ambiguity that fascinates the viewer.

This art of colour fields - often diptychs or triptychs - is so enigmatic and restrained in its colouration that it is seen as an enrichment of everyday life. Precisely because this painting eludes everyday life. "Everything is landscape - if no object obscures the view," says the artist (who is also the curator of this exhibition) and creates spiritual works of painting.

Gabi Streile is also a painter. Her work encompasses the themes of landscape and plant still lifes. Her impasto, expressive painting lives strongly from its colourfulness. Flowers and blossoms, vegetables or a fish, green landscapes on the Rhine, small or large format: this painting has an enormous energy and power, which it also feeds on the long art-historical tradition. But even more: there is a strong pull in this art, a strong freedom, a strong energy that comes from nature, from life itself, but which also strives for the supernatural, the metaphysical.

Eva Schaeuble's work encompasses the media of painting, drawing and ceramics. Her art is incredibly fantastical and is also clearly in the tradition of art history. Edouard Manet's model Victorine Meurent, for example, appears again and again in Schaeuble's pictorial world. Her ceramic work - which is also inspired by Etruscan ceramics - is characterised by both technical brilliance and an exuberant wealth of imagination

"Dreams and inspirations are deposited in these paintings like sediments, growing together into a questioning, long narrative about longing," writes Kirsten Claudia Voigt about this mythical work full of history and stories. Schaeuble also realises large ceramic art-in-architecture projects, such as the main wall of a new school building in Karlsruhe, which was created in collaboration with the Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe.

Sati Zech also works with different media. Drawings and paintings form objects and become three-dimensional in this work. The colour red is mostly present, a fiery red. Are they landscapes or notations? This quasi-musical art has rhythm and a power that also stems from the examination of non-European art. The artist's arsenal of signs is repetitive - and this is precisely where the urgency lies.

She also creates magical, sensual-looking objects made of metal mesh, black leather, terracotta or canvas - here, too, we find a reduced colour scheme of black, red and white. "The Great Trembling" is the title of a work from 2020/21 - this art has a directness that quickly draws the viewer in.

Markus F. Strieder's sculptural, forged and rolled work captivates with its poetry and power. His ink drawings and steel sculptures have a calmness and sensuality that is also inherent in his line sculptures from the "Lovelines" group of works. The artist sees his work as a condensation of ideas and material, in which archaism and playfulness meet in an unusual way. Be it his small spinning top shapes or the heavy, monumental sculptures: this approach to sculpture is unique. Some of his works made of solid, forged steel have an astonishingly light appearance.

All in all, All In All forms a picture of a generation of artists who are all around 70 years old and at the peak of their creative careers. The group exhibition curated by Werner Schmidt brings together positions from South Baden, Karlsruhe, Berlin and France, bringing together artists who have known and appreciated each other for many years. In the process, a picture emerges of a generation that studied in the 1970s and 1980s and whose innovative approaches continue to fascinate, even intoxicate, today.

The curator sees the exhibition as a spatial installation: "The works come from below, from the roots, from above, from the sky, from the wall and from the centre of the room. Architecturally, emotionally, psychologically and spiritually, from all directions and spheres ..." We invite you to discover this furious diversity at Galerie Ruppert!

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