NILPFERDE KÖNNEN UNTER WASSER SCHLAFEN

MARKUS HUEMER


Opening
Freitag, 06.06.25, 19h

Einführung
Dr. Dieter Ronte

Laufzeit
15.02. - 23.03.2025

DE
Ab dem 7. Juni 2025 präsentiert die Galerie Monica Ruppert eine Einzelausstellung mit Werken des österreichischen in Berlin lebenden Künstlers Markus Huemer. Die Werke Huemers reichen von Malerei und Skulptur über digitale Kunst und Fotografie bis hin zur Konvergenz von wissenschaftlichen Bildern und Kunst. Das Besondere ist das Zusammenwirken von ästhetischer Eleganz und kreativer Systematik. Diesbezüglich sind seine Werke überaus beeindruckend.

In der Ausstellung der Galerie Monica Ruppert stehen die Leinwandkünste im Fokus. Markus Huemer konzentriert sich dabei auf das Motiv des Floralen und der Insekten, die artenreichste Klasse der Tiere überhaupt. Doch es geht um mehr als um eine bloße Anschauung der Natur. Grundiert werden die Arbeiten durch Fragen nach den Konstruktionsweisen von Bildrealitäten bzw. der Frage, wofür brauchen wir ein Bild? Seine Aufmerksamkeit verlagerte er damit auf die Prozesse, die unter dem Sichtbaren liegen, also auf das, was existent, aber nicht sichtbar ist.

Hier setzt die Ausstellung an und gliedert sich in zwei Bereiche, deren Referenzräume miteinander verwoben sind: Zum einen stehen die großformatigen Ölmalereien im Fokus, die Markus Huemer digital entwirft. Und zum anderen bezieht er sich explizit auf die lexikalisch angelegten Kupferstiche von Pflanzen und Insekten aus dem 17. Jahrhundert der in Frankfurt am Main geborenen Malerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian. Maria Sibylla Merian hat in ihren Blumen- und Insektendarstellungen die der Natur innenwohnenden Zusammenhänge und deren Metamorphosen festgehalten und wurde zur Begründerin der Entomologie. Ihr Werk befindet sich im Archiv des Senckenberg Museums.

Bildnerisch schafft das Werk Markus Huemers eine bemerkenswerte Balance zwischen Abstraktion und Realismus. Seine Malereien sind geprägt von einer reduzierten Farbwahl aus Schwarz und Weiß, wobei er die Bildfläche auch immer wieder durch Gelb-, Rot- und Blautöne nuanciert. Der Farbauftrag ist mal dünn bis transparent, mal matt, dann wieder glänzend. Mit der gezielten Abkehr von einer üppigen Farbpalette, erzeugt Markus Huemer Blicklenkungen und rückt Formgebung, Textur und Symbolkraft in den Vordergrund. Es ist ein präzise komponiertes „In-Szene-Setzen“. Florales und die Insektenwelt sind subtil verfremdet, aber als motivische Formationen deutlich erkennbar. Nichts ist hier fasrig oder diffus, sondern klar und in feiner Intensität im Bildgefüge visualisiert.

Durch einzelne, oft unauffällig gesetzte Farbformen, manchmal am Rand der Leinwand, entstehen zusätzliche Ebenen der Betrachtung, so dass die Essenz des Floralen und Insektenhaften ein vortreffliches Oszillieren zwischen faktischer Optik und reflexivem Flirren erzeugt. Hier entsteht eine von Zwischenraum im Wahrnehmbaren, der auf etwas verweist, das nicht eindeutig fassbar ist. Das gemeinsame, konzentrierte Nachdenken über etwas ermöglicht dem Philosophen Dr. Christoph Durt zufolge grundsätzlich neue Aussagen und Ideen. In Bezug auf das Werk von Markus Huemer bedeutet dies, es ist nicht abgeschlossen oder begrenzt, sondern kann in der Betrachtung und in Gedanken fortgeführt und entdeckt werden. Und hier kommen auch die Titel der Werke und der der Ausstellung ins Spiel. Klarerweise sind sie nicht als Erklärung gedacht, sondern als integraler Bestandteil des Werkes konzipiert. Sie fungieren als humorvolles Element, das durch die Diskrepanz zwischen Titel und Bild, den Betrachter zum Nachdenken anregt oder einfach nur zum Schmunzeln. Eigentlich passiert nicht allzu viel, und doch sind sie eine erzählerische Komponente.

Markus Huemers Werk wurde in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt. Mit einem klaren künstlerischen Fokus lädt er ein, seine Bilder aus einer Perspektive zu betrachten, die die Vielschichtigkeit der Moderne feiert und, und dies stets mit einer feinen Prise subversivem oder mal schwarzen Humor.

Dr. Christine Karallus

EN
Starting on June 7, 2025, Galerie Monica Ruppert will present a solo exhibition featuring works by Austrian artist Markus Huemer, who lives in Berlin. Huemer's oeuvre spans painting and sculpture, digital art and photography, and extends to the convergence of scientific imagery and art. What stands out in his work is the interplay between aesthetic elegance and creative systematics—an interaction that renders his art particularly impressive.

The exhibition at Galerie Monica Ruppert focuses on his work on canvas. Markus Huemer concentrates on floral motifs and insects—the most species-rich class in the animal kingdom. However, his intent goes beyond a mere representation of nature. The works are grounded in inquiries about how image realities are constructed, and fundamentally: Why do we need images at all? His focus shifts to the processes beneath the visible—to that which exists but remains unseen.

This is where the exhibition begins, structured into two interwoven thematic areas: On one hand, it highlights large-scale oil paintings digitally conceived by Huemer. On the other, he explicitly references the lexicon-like copper engravings of plants and insects from the 17th century by Maria Sibylla Merian—the Frankfurt-born painter and naturalist. Merian’s botanical and entomological illustrations captured the intrinsic connections and metamorphoses in nature, establishing her as a founding figure of entomology. Her works are held in the archives of the Senckenberg Museum.

Artistically, Markus Huemer’s work strikes a remarkable balance between abstraction and realism. His paintings are marked by a reduced palette of black and white, occasionally nuanced with shades of yellow, red, and blue. The paint application varies—sometimes thin and translucent, sometimes matte or glossy. By intentionally avoiding a lush spectrum of colors, Huemer directs the viewer's gaze, bringing form, texture, and symbolic power to the fore. It is a precisely composed staging. Floral elements and the insect world are subtly alienated, yet clearly recognizable as compositional motifs. Nothing appears frayed or diffuse; everything is rendered with clarity and delicate intensity within the visual structure.

Through individually placed color elements—often unobtrusively positioned at the edges of the canvas—additional layers of meaning arise. The essence of the floral and insect worlds begins to oscillate between factual visuality and reflective shimmer. A perceptual in-between space emerges, alluding to something elusive and undefined. According to philosopher Dr. Christoph Durt, such shared, concentrated contemplation can give rise to entirely new insights and ideas. Applied to Markus Huemer’s work, this means it is neither closed nor limited, but rather open to continued exploration in thought and observation.

This is where the titles of the works—and of the exhibition itself—come into play. Clearly, they are not meant as explanations but are conceived as integral parts of the artwork. They serve as a humorous element that, through the contrast between title and image, invites the viewer to reflect—or simply to smile. On the surface, not much happens, and yet the titles add a narrative layer.

Markus Huemer’s works have been exhibited in numerous galleries and museums. With a distinct artistic focus, he invites viewers to experience his images from a perspective that embraces the complexity of modernity—always with a touch of subversive or sometimes dark humor.

Dr. Christine Karallus

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SHAPE - 01.05.2025