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Ab dem 7. Juni 2025 präsentiert die Galerie Monica Ruppert eine Einzelausstellung mit Werken des österreichischen in Berlin lebenden Künstlers Markus Huemer. Die Werke Huemers reichen von Malerei und Skulptur über digitale Kunst und Fotografie bis hin zur Konvergenz von wissenschaftlichen Bildern und Kunst. Das Besondere ist das Zusammenwirken von ästhetischer Eleganz und kreativer Systematik. Diesbezüglich sind seine Werke überaus beeindruckend.
In der Ausstellung der Galerie Monica Ruppert stehen die Leinwandkünste im Fokus. Markus Huemer konzentriert sich dabei auf das Motiv des Floralen und der Insekten, die artenreichste Klasse der Tiere überhaupt. Doch es geht um mehr als um eine bloße Anschauung der Natur. Grundiert werden die Arbeiten durch Fragen nach den Konstruktionsweisen von Bildrealitäten bzw. der Frage, wofür brauchen wir ein Bild? Seine Aufmerksamkeit verlagerte er damit auf die Prozesse, die unter dem Sichtbaren liegen, also auf das, was existent, aber nicht sichtbar ist.
Hier setzt die Ausstellung an und gliedert sich in zwei Bereiche, deren Referenzräume miteinander verwoben sind: Zum einen stehen die großformatigen Ölmalereien im Fokus, die Markus Huemer digital entwirft. Und zum anderen bezieht er sich explizit auf die lexikalisch angelegten Kupferstiche von Pflanzen und Insekten aus dem 17. Jahrhundert der in Frankfurt am Main geborenen Malerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian. Maria Sibylla Merian hat in ihren Blumen- und Insektendarstellungen die der Natur innenwohnenden Zusammenhänge und deren Metamorphosen festgehalten und wurde zur Begründerin der Entomologie. Ihr Werk befindet sich im Archiv des Senckenberg Museums.
Bildnerisch schafft das Werk Markus Huemers eine bemerkenswerte Balance zwischen Abstraktion und Realismus. Seine Malereien sind geprägt von einer reduzierten Farbwahl aus Schwarz und Weiß, wobei er die Bildfläche auch immer wieder durch Gelb-, Rot- und Blautöne nuanciert. Der Farbauftrag ist mal dünn bis transparent, mal matt, dann wieder glänzend. Mit der gezielten Abkehr von einer üppigen Farbpalette, erzeugt Markus Huemer Blicklenkungen und rückt Formgebung, Textur und Symbolkraft in den Vordergrund. Es ist ein präzise komponiertes „In-Szene-Setzen“. Florales und die Insektenwelt sind subtil verfremdet, aber als motivische Formationen deutlich erkennbar. Nichts ist hier fasrig oder diffus, sondern klar und in feiner Intensität im Bildgefüge visualisiert.
Durch einzelne, oft unauffällig gesetzte Farbformen, manchmal am Rand der Leinwand, entstehen zusätzliche Ebenen der Betrachtung, so dass die Essenz des Floralen und Insektenhaften ein vortreffliches Oszillieren zwischen faktischer Optik und reflexivem Flirren erzeugt. Hier entsteht eine von Zwischenraum im Wahrnehmbaren, der auf etwas verweist, das nicht eindeutig fassbar ist. Das gemeinsame, konzentrierte Nachdenken über etwas ermöglicht dem Philosophen Dr. Christoph Durt zufolge grundsätzlich neue Aussagen und Ideen. In Bezug auf das Werk von Markus Huemer bedeutet dies, es ist nicht abgeschlossen oder begrenzt, sondern kann in der Betrachtung und in Gedanken fortgeführt und entdeckt werden. Und hier kommen auch die Titel der Werke und der der Ausstellung ins Spiel. Klarerweise sind sie nicht als Erklärung gedacht, sondern als integraler Bestandteil des Werkes konzipiert. Sie fungieren als humorvolles Element, das durch die Diskrepanz zwischen Titel und Bild, den Betrachter zum Nachdenken anregt oder einfach nur zum Schmunzeln. Eigentlich passiert nicht allzu viel, und doch sind sie eine erzählerische Komponente.
Markus Huemers Werk wurde in zahlreichen Galerien und Museen ausgestellt. Mit einem klaren künstlerischen Fokus lädt er ein, seine Bilder aus einer Perspektive zu betrachten, die die Vielschichtigkeit der Moderne feiert und, und dies stets mit einer feinen Prise subversivem oder mal schwarzen Humor.
Dr. Christine Karallus