In Flux — Portrait, Landscape and the Digital Gaze

Sandra Köstler & Sarah Straßmann


Opening
Freitag, 17.10.25, 19h

Laufzeit
18.10. - 14.11.2025

DE

Ab dem 17. Oktober 2025 zeigt die Galerie Monica Ruppert die fotografischen Werke der Künstlerinnen Sandra Köstler und Sarah Strassmann. Auf der Grundlage von analogen und digitalen Fotografien gehen die Künstlerinnen den bildlichen und kulturellen Wandel von Landschafts- und Porträtbildern im Zeitalter digitaler Bildkulturen nach und richten dabei ihren Blick insbesondere auf die Formen des Sammelns, Ordnens und Archivierens von Bildmaterialien. Das Besondere der Arbeiten ist das recherchebasierte und prozesshafte Vorgehen der Künstlerinnen, deren ästhetischen Systematik eine Atmosphäre der Stille und Konzentration erzeugt. Dadurch wirken die Bilder unmittelbar, werden zum Ereignis und setzen die Gedanken der Betrachter*innen in Bewegung - in Flux.

Sandra Köstler
Das künstlerische Projekt Sarah Köstlers, das auf im Internet gefundenen und eigenen Fotografien basiert, setzt sich mit dem kolonialistisch geprägten Konzept der „Wildnis" auseinander und untersucht welche Rolle die Fotografie in der (Re-)Produktion des Wildnis-Mythos und der Aneignung „wilder“ Natur einnimmt.

Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine vielschichtige, montageartige Bildkonzeption aus, in der digitale Bearbeitungen und malerische Eingriffe ineinanderfließen und eine Bildwirkung schaffen, die zwischen Fotografie, Skulptur und Malerei oszilliert. Die dichten Landschaften der Wildnis, erscheinen vertraut und fremd zugleich und regen uns an, über eine Zukunft zu spekulieren, in der wir die Flora und Fauna in menschlichen Habitaten genauso wertschätzen wie jene in der fernen „Wildnis“. In diesem Sinne machen ihre Fotografien unsere Vorstellungen von Landschaften der Wildnis als Projektionsflächen und Medienbilder von „Wildnis“ sichtbar und lassen uns deren kulturelle und visuellen Bedeutungen verstehen.

Sarah Straßmann
Die mehrteiligen, fotografisch-experimentellen Werkreihen von Sarah Straßmann umfassen digitale Fotografie, Videos, Installationen und Computerprogramme. Im Mittelpunkt ihrer recherchebasierten Arbeiten stehen Fragen nach der Normierung und Inszenierung von Porträts – etwa durch die bildliche Analyse digitaler Filter und Internetästhetiken oder durch die kritische Re-Lektüre der historischen „Shirley Card“ als Symbol für die Unsichtbarmachung marginalisierter Gruppen. Werkreihen wie „Natural Gray 80%“, „Scatter Faces“ und „Alphabet of Stereotypes“ untersuchen beispielsweise, wie sich durch Smartphone-Fotografie, Gesichtsfilter und Algorithmen kollektive Bildsprachen und Schönheitsnormen etablieren. Durch eigens programmierte digitale Filter, gezielte Zweckentfremdung von Apps und experimentelle künstlerische Ansätze macht Straßmann die technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Prägungen zeitgenössischer Porträtpraktiken sichtbar. So entstehen vielschichtige Reflexionen über Identität und Sichtbarkeit im digitalen Zeitalter.

Die Ausstellung In Flux eröffnet in dieser Perspektive einen Dialog über die Rolle von Bildern in der Konstruktion von Welt und Selbst und stellt zentrale Fragen nach Authentizität, Identität und Gedächtnis von Bildern. Sie zeigt, wie sich klassische Bildgattungen wie Landschaft und Porträt im digitalen Zeitalter nicht nur behaupten, sondern ständig neu ausgehandelt werden – eindrucksvoll veranschaulicht in den Arbeiten von Sandra Köstler und Sarah Straßmann.

Dr. Christine Karallus

EN

Beginning October 17, 2025, Galerie Monica Ruppert will present the photographic works of artists Sandra Köstler and Sarah Strassmann.

Working with both analog and digital photography, the artists explore the visual and cultural transformation of landscape and portraiture in the age of digital image cultures. Their focus lies particularly on the methods of collecting, organizing, and archiving visual materials. A special feature of the works is the artists' research-based and process-oriented approach, through which their aesthetic system creates an atmosphere of stillness and concentration. This allows the images to have an immediate impact, becoming events in themselves and setting the viewer's thoughts in motion – in flux.

Sandra Köstler
Sandra Köstler's artistic project, based on both found and original photographs, engages with the colonialist-influenced concept of "wilderness." She examines the role of photography in the (re)production of the wilderness myth and the appropriation of "wild" nature.

Her works are characterized by a multi-layered, montage-like visual concept in which digital edits and painterly interventions merge, creating an aesthetic that oscillates between photography, sculpture, and painting. The dense landscapes of the wilderness appear at once familiar and foreign, prompting us to speculate on a future where flora and fauna in human habitats are valued as much as those in the distant "wild." In this sense, her photographs make our ideas of wilderness landscapes visible as projection surfaces and media images, allowing us to understand their cultural and visual meanings.

Sarah Straßmann
The multipart, photographically experimental series by Sarah Straßmann encompass digital photography, video, installations, and computer programs. At the center of her research-based work are questions about the standardization and staging of portraits — for example through pictorial analyses of digital filters and internet aesthetics or through a critical rereading of the historical "Shirley Card" as a symbol of the erasure of marginalized groups. Series such as "Natural Gray 80%", "Scatter Faces" and "Alphabet of Stereotypes" investigate how collective visual languages and beauty norms form through smartphone photography, face filters, and algorithms. Using self-programmed digital filters, deliberate repurposing of apps, and experimental artistic approaches, Straßmann renders visible the technical, social, and cultural imprints on contemporary portrait practices. The result is layered reflection on identity and visibility in the digital age.

From this perspective, the exhibition In Flux opens a dialogue on the role of images in the construction of world and self, posing central questions about the authenticity, identity, and memory of pictures. It demonstrates how classic genres like landscape and portraiture not only persist in the digital age but are also constantly renegotiated—impressively illustrated in the works of Sandra Köstler and Sarah Straßmann.

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PLAYGROUND - 05.09.2025